Digitalisierung an Brühler Schulen: Das waren über Jahre hinweg zaghafte Konzepte, das eine oder andere neu angeschaffte Tablet, eine Informatik-AG zum Vorzeigen. Die Wochen der Schulschließung – die de facto ja noch nicht vorbei sind – haben dem Thema Digitalisierung an Schulen einen Stellenwert und eine Dynamik gegeben, die wir nutzen sollten. Wann, wenn nicht jetzt?
Um es von vornherein klar zu machen: Es geht nicht um eine rein “digitale Schule”. Der Computer ersetzt weder den Schulhof noch das Klassenzimmer – die Erfahrung und Zuwendung der Lehrer/innen schon gar nicht. Kopfrechnen üben und mit der Hand schreiben haben weiterhin ihren Platz Aber wenn wir nicht jetzt digitale Elemente an den Schulen etablieren, vertun wir Chancen auf Bildung, auf Teilhabe, auf Differenzierung und auf einen zeitgemäßen Umgang unserer Kinder mit ihrer Umwelt.
Mittel für die technische Ausstattung an Schulen sind schon seit längerem das geringere Problem: Der Digitalpakt der Bundesregierung ist ja nicht das erste Förderprojekt dieser Art: Schulen beschaffen Tablets, Whiteboards, Beamer – und die Öffentlichkeit nickt zufrieden. Erst die Corona-Krise hat so richtig klar gemacht, dass es damit nicht getan ist: Für digitale Lernformen gab es keine Konferenzsysteme, keine Plattformen für gemeinsames Lernen und Arbeiten. Diese – und nicht das iPad, das im schulischen Schrank ruht – sind aber der Schlüssel zum Lernerfolg, insbesondere in den höheren Klassen. Doch auch bei der Bereitstellung von digitalen Endgeräten, um die gemeinsamen Lernplattformen zu nutzen, gibt es dringenden Nachholbedarf. Nicht in jedem Elternhaus ist ein geeignetes Gerät vorhanden – geschweige denn für zwei, drei oder mehr Kinder. Auch hier braucht es einheitliche Lösungen, zum Beispiel durch eine Ausleihe der Geräte durch die Schulen.
Nicht nur die Eltern, sondern auch die Kommunen und Schulen fühlen sich von der Landesregierung im Stich gelassen. Bei der Frage, wie die gesamte Infrastruktur rechtlich sauber zu beschaffen ist, gab es keine Unterstützung vom Land NRW. Noch schlimmer ist das Schweigen des Schulministeriums beim Thema Datenschutz. Und am Ende hängt vieles fast ausschließlich vom Engagement der Lehrer/innen und Eltern ab. Technischer Support? Ein Admin vor Ort? Didaktische Unterstützung? Fehlanzeige. Ganz abgesehen von rechtlichen Graubereichen, in denen sich gutwillige Lehrer/innen bewegen, wenn sie ihre private E-Mail-Adresse nutzen, um ihren Schüler/innen den Lernstoff verschicken. Nicht wenige Lehrer/innen mussten ihre eigenen Zugänge und Laptops für Videokonferenzen nutzen – nicht wissend, ob das rechtlich sauber ist. Doch ohne wäre es nicht gegangen.
Das Lehrpersonal hat Enormes geleistet und sich schon jetzt auf ganz neue, digitale Wege begeben. Jetzt ist der Moment, mit der Digitalisierung ernst zu machen – denn Schüler/innen, Eltern und Lehrende sind gleichermaßen offen dafür! Aber es zeigt sich, dass es ohne Fachpersonal nicht geht. Stillstand bei der Digitalisierung, den können sich unsere Kinder nicht leisten. Mit einer Ratsmehrheit werden wir dafür sorgen, dass in Brühl mehr möglich gemacht wird – da es das Land NRW nicht tut.