Das Belvedere ist derzeit in (fast) aller Munde. Wieder einmal.
Da passt es gut, dass im kommenden Jahr ein Jubiläum ansteht.
Es ist dann 60 Jahre her, dass die Stadt das Belvedere – Gelände erwarb. Damals war das Gelände noch mit einem Hotel einschließlich Veranstaltungssaal bebaut.
Der Stadtrat hatte den Ankauf in seiner Sitzung am 27. April 1964 beschlossen.
Hotel und Saal waren marode und ein Sanierungsfall.
Dem Zeitgeist folgend wurde allerdings nicht saniert, sondern abgerissen, um Platz für ein „Bürgerforum“ mit Veranstaltungssaal, Bücherei und anderen städtischen Einrichtungen zu schaffen.
In der Zeit vom 25.7.1969 bis 30.1.1970 fand ein städtebaulicher Wettbewerb statt und die „Brühler Heimatblätter“ (BHB), schreiben in der Ausgabe 3/1970:
„Das Ergebnis des Wettbewerbs zeigte, dass die einzigartige Lage des Grundstücks in unmittelbarer Nähe von Schloss Augustusburg aufs Beste geeignete ist, um den Platz für einen städtischen kulturellen Mittelpunkt darzustellen.“
Ein Parkplatz war vermutlich mit dem „Kulturellen Mittelpunkt“ eher nicht gemeint.
Um die Angelegenheit zu forcieren, beschloss der Stadtrat am 23.10.1972 die Bildung eines Stadthallenausschusses.
Im März 1973 beratschlagte der Stadtrat über einen Vorschlag der Firma Wetterstein-Zentrum, München, zur Bebauung des Geländes mit einem Kulturforum, Hotel und Restaurant.
Ein weiterer Stadtratsbeschluss am 22.7.1974 (65/74a), also 10 Jahre nach dem Kauf, präzisierte die Planungsziele:
„ ….. der Rat der Stadt seit langem bemüht ist, auf dem Belvedere-Gelände ein Bürgerforum mit Hotel und Restaurant zu errichte, beschließt er:
– sein grundsätzliches Einverständnis, ein Bürgerforum und Hotel zu errichten
Im Juni 1981 schließlich, wurde das Konzept modifiziert. Das Hotel sollte 100 Betten groß werden, neben der Tiefgarage sollte in der Nordecke ein Parkhochhaus und ein Veranstaltungssaal errichtet werde.
Im April 1984 berichtete Stadtdirektor Dr. Schumacher dem Hauptausschuss, dass die Verhandlungen mit den Investoren gescheitert seien.
Dies führte zu einer „Wende“.
So wurde der Stadtrat im Oktober 1985 informiert, dass aus Sicht der Verwaltung das Vorhaben, ein Hotel anzusiedeln, aufgegeben werden sollte.
Mit dem Ausbau der Aula des Max Ernst-Gymnasiums und der Galerie am Schloss sowie dem geplanten Festhallenprojekt des Phantasialandes werde eine Stadthalle nicht mehr zwingend benötigt.
Durch den Bau das Tanzsportzentrum und den Dorothea Tanning-Saal im LVR Max-Ernst-Museum sind heute weitere Möglichkeiten geschaffen worden.
Daraus folgenden wurde der 1970 angelegte provisorische Parkplatz nun erstmal befestigt und ausgebaut.
Wenn nun erneut über das Belvedere diskutiert wurde, stand der Parkplatz im Mittelpunkt der Diskussion.
So wurde zum Beispiel 1987 über die Errichtung eines Parkdecks im Nordteil des Geländes diskutiert. Auch damals war die Belastung der Kölnstraße durch den Parkplatzverkehr ein Thema.
Der Vorschlag, eine Abfahrt vom Parkplatz durch den Nordgarten zum Mayersweg zu schaffen oder sogar eine Tunnellösung zum Bahnhofsvorplatz scheitertet an der Unteren Landschaftsschutzbehörde und der Bezirksregierung Köln.
Die SPD lehnte diese Vorschläge im Übrigen ebenfalls ab. Ihr Ziel war es, letztlich den Parkplatz Belvedere aufzugeben und am Nordrand der Fußgängerzone Parkraum zu schaffen (Wicke-Gelände).
Nach einer längeren Phase der Ruhe beantragte schließlich 1992 die F.D.P. den Bau einer Stichstraße vom Belvedere zur Gartenstraße als Abfahrt des Belvederes. Der Antrag wurde unter anderem mit den Stimmen der SPD abgelehnt.
Erst am 15.08.2006 wurde im Planungsausschuss unter dem Thema „Rahmenplanung Innenstadt“ unter Punkt 4.4 die „Entwicklungsziele für den zentralen Versorgungsbereich-Innenstadt“ beraten und beschrieben.
Dort heißt es: „Im Hinblick auf die künftigen Nutzungsmöglichkeiten ist dem Parkplatz Belvedere nur eine begrenzte Standortnutzung für den Einzelhandel zuzusprechen ….“
Dies aus zwei Gründen, der Parkplatz „befindet sich in Bezug auf die Haupteinkaufslagen in einer abseitigen Lage ….“, zum anderen ist die verkehrliche Situation als problematisch anzusehen.
In der Vorlage heißt es weiter, bei einer Bebauung des Geländes „… sollte darauf hingewirkt werden, dass die innerstädtische Parkplatzfunktion am Standort Belvedere nicht aufgegeben werden sollte (z.B. durch Schaffung von Tiefgaragenstellplätzen)“.
In seiner Stellungnahme zur „Rahmenplanung Innenstadt“ führte der damalige Vorsitzende der SPD-Fraktion, Willi Mengel, aus, dass bei grundsätzlicher Zustimmung Details noch diskutiert, werden müssten.
Zum Belvedere sagte Mengel: „Erst wenn ausreichender öffentlicher Parkraum in der Nähe fertiggestellt und nutzbar ist, z.B. Wicke-Gelände, können bauliche Maßnahmen auf dem Belvedere vorgenommen werden, die den Wegfall der heutigen Parkplätze zur Folge hat.“
Diese Beschlusslage der SPD-Fraktion besteht bis heute weiter.
Dem steht auch die Zustimmung zum „Verkehrsexperiment“ nicht entgegen, da die Parkplätze nicht entfallen. Sie werden nur vorübergehend nicht genutzt, wie z.B. bei der Kirmes auch.
Die Auswirkungen auf den Brühler Einzelhandel wurden in den letzten Wochen vielfach diskutiert. Dazu weisen wir auf die Ausführungen in der Rahmenplanung hin, abseitige Lage der Parkplätze.
Andererseits ist diese Diskussion wie eine „Zeitreise“ in die frühen 80-er Jahre.
Damals stand der Bau der Fußgängerzone an und manche sahen den Untergang des christlichen Abendlandes bevorstehend, viele jedoch den Untergang des Brühler Einzelhandels. Die heutigen „Argumente“ sind dieselben wie vor 40 Jahren.
Die Fußgängerzone ist gekommen, der Einzelhandel nicht untergegangen – im Gegenteil: Die Innenstadt hat an Qualität und Charme gewonnen. Nicht wenige der Kritiker änderten Ihre Meinung und wurden zu Vätern und Müttern der Fußgängerzone.
Insofern ist an mancher Stelle mehr Gelassenheit wünschenswert.
Die Probleme des Einzelhandels liegen unseres Erachtens nicht an fehlenden oder wegfallenden Parkplätzen. Sicher ist die Zunahme des Online-Handels ein wichtiger Grund, jedoch wird das Angebot des Einzelhandels künftig für die Attraktivität der Innenstadt eine geringere Rolle spielen (vgl. u.a.: „Vitale Innenstädte 2022“, Vorlage 95/2023).
Am 17.10.2014 führte Bürgermeister Dieter Freytag bei seiner Amtseinführung aus: „Zur künftigen Nutzung des Belvederes gibt es Ideen, aber noch keine Festlegung. Auch hier stelle ich hohes Bürgerinteresse fest. Ich wiederhole mich: Auf dieses Interesse möchte ich in der Entscheidungsfindung zurückgreifen.“
Fazit:
Vielfältige Planungen und Überlegungen zur Nutzung des Belvedere-Geländes sind in der Vergangenheit (zum Glück) gescheitert.
Aktuell gilt der Stadtratsbeschluss zur „Rahmenplanung Innenstadt“ aus dem Jahr 2006. Danach ist sowohl eine Bebauung als auch die Errichtung von Parkplätzen möglich. Diese Beschlusslage sollte der Entwicklung der letzten 17 Jahre angepasst werden. Das bietet die Chance, heute eine zeitgemäße und verträgliche Lösung an dieser Schnittstelle zwischen Schloss und Innenstadt zu finden. Nur ein Parkplatz ist, jedenfalls auf Dauer, keine Lösung.
Wer Näheres über das Belvedere erfahren will, dem empfehlen wir den Anhang zu lesen.